Gustavo Rojo
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Acapulco und Gustavo Rojo
   
Klangvoll ist der Name der Stadt an der mexikanischen Pazifikküste. Angesiedelt auf einem schmalen Streifen liegt sie zwischen der Küste und den hohen Bergen der Sierra Madre del Sur, die die weiträumige Halbbucht im Norden und Osten umschließen. Tropisches Klima und lange Sandstrände. Ein Platz im Paradies.
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Acapulco
Die einheimischen Náhuatl-Indianern nannten ihn „Ort des dicken Schilfrohres“, den die Spanier 1531 entdeckten und ihn aufgrund der guten Lage über viele Jahrzehnte zum wichtigsten Pazifikhafen Mexikos machten. „In Acapulco erinnere ich mich, dass ein Signalhorn die Stadt und uns jeden Morgen um sechs Uhr weckte. Eines Morgens ging ich Spazieren und fand heraus, dass es von einem alten spanischen Fort aus dem 16. Jahrhundert kam, nun besetzt von der mexikanischen Armee. Gold von den Philippinen kam mit Galeonen nach Acapulco, wurde mit Eseln durch das Land nach Vera Cruz an der Karibikküste zur Weiterverladung nach Spanien befördert. Heute ist das Fort eine große Touristenattraktion.” (Julien Lesser, Ausführender Produzent bei TARZAN AND THE MERMAIDS)
Neben der Bedeutung als Hafen wird Acapulco in der Amtszeit des legendären mexikanischen Präsidenten Miguel Alemán (1946 – 1952), der die industrielle Entwicklung sowie den Ausbau der Infrastruktur vorantreibt, als idealer Lagepunkt für einen perfekten Urlaubsort ausgewählt und gefördert. Der Ort entwickelt sich rasch zu einem internationalen Jetset. Dank dem ehemaligen „King of Swing“, wie der gebürtige Schweizer Teddy Stauffer bezeichnet wird, der im Winter 1945 erstmals an den Ort am Pazifik kommt, avanciert Acapulco zum berühmt mondänen Inbegriff an der Pazifikküste und zieht insbesondere viel Prominenz aus Hollywood an. Namen wie Errol Flynn, John Wayne, Frank Sinatra, Lana Turner und Lex Barker, Rita Hayworth, Ava Gardner, und allen voran Johnny Weissmuller sind es, die Acapulco weltbekannt machen. Stauffers Nachtclub La Perla gerät zu einem Magnet für die VIPs. Zur besonderen Attraktion werden die traditionellen, äußerst riskanten Kunstsprünge am Felsen La Quebrada. Die Tradition und Mutprobe der Fischer, nach ihrer Rückkehr von den Fischzügen, mit ihrem Sprung aus 42 Metern Höhe in die enge Schlucht ist ein Spektakel seinesgleichen.
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Die weltberühmten Klippenspringer in Acapulco
Aus dem Fischerdorf von 1943 mit 8000 Seelen entwickelt sich über die Jahre ein Tourismusmagnet (mit heute über 800.000 Einwohnern).  
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Gustavo Rojo
  
Gustavo Rojo, der die „1001 Abenteuer“ seines Lebens im internationalen Filmgeschäft erlebte und in seiner Biografie „Abenteuer von Tarzan bis Winnetou“ erzählt, kennt Acapulco schon aus der Zeit, als es noch nicht „in“ war. Über die Jahre ist er immer wieder gerne in die „Perle des Pazifiks“, wie die Tourismusbranche den Ort taufte, gekommen. „Ich liebe Acapulco und habe da mehrere Filme gedreht. Aber ich liebte Acapulco früher mehr denn heute.“
Die Außenaufnahmen seines ersten Filmes, MURALLAS DE PASIÓN (1943, zu Deutsch: „Mauer der Leidenschaft“) wurden in Acapulco gedreht. Damals, als eine schlecht asphaltierte Straße mit vielen Schlaglöchern an die Küste führt und es nur ein oder zwei einfache Hotels gibt. Und die Cantinas am Strand noch keine elegante Abendunterhaltung bieten. „Damals war es natürlich ein vollkommen anderer Ort als heute. Viel mehr Wildnis, viel mehr Ruhe. Es gab verlassene Strände. Sehr unterschiedlich zum heutigen Acapulco.“
Dann erscheint Teddy Stauffer und eröffnet auf dem Dachgarten des Hotel Casablanca einen Tanzclub. Eine spektakuläre Aussicht, schlaffe Kleidungsvorschriften (ein Erscheinen im Badeanzug ist erlaubt), ein großer Swimming-Pool, in dem Schildkrötenrennen veranstaltet werden, sind erste Attraktionen für ein neues Publikum.
Als Hollywood aufmerksam wird, macht sich auch Tarzan auf ins Paradies. TARZAN AND THE MERMAIDS (1948, Tarzan in Gefahr) mit Johnny Weissmuller entsteht, Gustavo Rojo ist einer der mexikanischen Schauspieler vor Ort. Mit den Dreharbeiten verbindet er eine äußerst schöne Zeit. „Tolle Dreharbeiten mit internationalen Kollegen, das Flair des Badeortes und Romanzen mit zwei attraktiven Frauen,“ erinnert sich Gustavo Rojo. 
 
DVD
DVD TARZAN IN GEFAHR (erhältlich bei Amazon)
 
Vorspann
   
Gustavo erscheint
Gustavo Rojo als Tiko
  
Acapulco
Kostümprobe am Set
 
In Tarzans Dschungel
In Tarzans Dschungel
    
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Szene aus TARZAN AND THE MERMAIDS (Tarzan in Gefahr, 1948)
   
Vor allem der Dreh in den Palmenwäldern der Laguna Coyuca gerät zum Abenteuer pur. Die 15 Kilometer von der Stadt entfernt liegende Lagune ist ein unberührtes Paradies.
   
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Laguna Coyuca...
  
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Tarzans Dschungelwelt in...
  
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TARZAN AND THE MERMAIDS (Tarzan in Gefahr, 1948)
 
Lagune
Szene aus dem Film
   
„Als wir Tarzan filmten, hatte sich schon ein bisschen gegenüber meinem ersten Aufenthalt verändert. Es gab aber auch zu der Zeit nur eine Handvoll guter Hotels. Unterschiedlich gegenüber meinem ersten Besuch, aber Ende der vierziger Jahre besaß Acapulco eine Menge Charme. Es war schon ein wenig Internationaler geworden. Präsident Miguel Aleman machte eine Menge für Acapulco. Er war sehr interessiert an Acapulco. Baute Straßen dahin. In diesen Tagen startete Acapulco zu dem, was es heute ist…“. Lassen wir auch nochmals Julien Lesser zu Wort kommen: „Damals wählten die Regierung und Investoren Acapulco zum Erholungsort. Er sollte einen Aufschwung des internationalen Tourismus herbeiführen. Der Erfolg ermöglichte die Entwicklung von den anderen Erholungsorten Cancun und Puerto Vallarta. In Acapulco gab es zur Zeit der Dreharbeiten einige Hotels. Unsere Lesser-Truppe wohnte im Papagayo. Wir waren dort wegen des wunderbaren Klimas und der malerischen Landschaft. Die Straßen lagen aber alle weitab und waren gepflastert. Es war schwer hinzukommen. Acapulcos Altstadt lag am Hang eines großen Berggipfels. Kein Gebäude in der Altstadt war größer als zwei Stockwerke, ausgenommen den Hotels, die vielleicht drei oder vier Stockwerke besaßen."
 
Traumpaar
Liebespaar: Gustavo Rojo und Linda Christian
 
Liebe unter Palmen
Liebe unter Acapulcos Palmen
 
Liebe unter Palmen 2
     
Liebe unter Palmen 3
    
Acapulco war immer noch klein. Aber die Prominenz trägt den Ruf Acapulcos in die große, weite Welt. Bei den nächsten Rojo-Aufnahmen für CUANDO BAJA LA MAREA (1949, zu Deutsch „Wenn die Flut zurückgeht“) hat sich das Dorf weiterentwickelt. Teddy Stauffers Nachtclub La Perla macht den Unterschied. Der terrassenförmige Schauplatz mit fulminantem Blick auf den Pazifik und den Klippenspringern ist eine internationale Sensation. Wie Logen in einem Opernhaus erstrecken sich die Tische über vier Terrassen. Besonders abends entsteht eine einzigartige Atmosphäre. Tanzmusik und „Acapulcos Todesspringer“ sorgen für Unterhaltung mit Nervenkitzel. Prominenz, reiche Männer und hübsche Frauen sind unter sich. Rasch kommen auch Stars aus Europa herüber, von Curd Jürgens bis Caterina Valente lassen sich viele blicken.
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Blick vom La Perla
  
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Terrassen des La Perla
  
Für die internationalen Stars ist Acapulco in der Regel Erholungsort. In den Herbst- und Wintermonaten regnet es praktisch nie, das Thermometer bewegt sich im Schnitt um die 26 Grad. Alle Annehmlichkeiten wie Klimaanlage und Eiswürfel sind vorhanden. Eine „Hollywood Gang“ um John Wayne, Johnny Weissmuller, Fred McMurray, Errol Flynn und Richard Widmark hat mittlerweile das Hotel Los Flamingos gekauft und zu einem Privatclub gemacht. Stauffer arbeitet unterdessen weiter am Mythos Acapulco. Ein neuer Urlaubsclub, die „Villa Villa“, mit einer Ansammlung exquisiter Bungalows ermöglicht noch exklusiveres Wohnen. Auf einem riesigen, dem La Perla angrenzenden Terrain, lässt Stauffer Villa an Villa bauen. Jede mit eigenem Pool und Sicht auf die Bucht. Die weltweit erste Poolbar ist ein weiterer toller Einfall. Im Hintergrund der Bar plätschert ein Wasserfall. Lana Turner wohnt hier regelmäßig, Elizabeth Taylor und Mike Todd heiraten hier, John und Jacqueline Kennedy verbringen ihre Flitterwochen hier, genauso wie es Bill und Hillary Clinton tun. Acapulcos blaue Bucht gerät zum Mythos, Jahre bevor weltweite Reiseveranstalter den Ort in ihr Programm nehmen.
Gustavo Rojo ist regelmäßiger Gast und steht in der Stadt wieder für die schwungvolle Komödie DESNÚDATE, LUCRECIA (1957, zu Deutsch: „Ausziehen, Lucrecia“) vor der Kamera. In das Paradies führen 1960 auch seine Flitterwochen mit Erika Remberg. Damals, als auch Gustavo in Hollywood filmt und er „fast jeden Tag im Hollywood Reporter abgebildet“ ist.
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Presserummel um Gustavo Rojo und Erika Remberg
          
Acapulco ist eine boomende Stadt mit bereits über 100.000 Einwohnern. Und wächst immer mehr. Das „Tequila-A-Go-Go“ wird die größte Diskothek der Welt. Elvis Presley dreht FUN IN ACAPULCO (1963). Der Jetset amüsiert sich, nicht selten mit wilden Exzessen, wie berichtet wird. Doch als 1964 die ersten Direktflüge nach Acapulco angeboten werden, ändert sich rasch das Bild der Stadt. Die gewöhnlichen Touristen lassen viele prominente Gäste nach anderen Jetsets Ausschau halten. Acapulco bleibt ein noch einige Jahre glamouröser Urlaubsort. Auch zum Abschiednehmen. Howard Hughes verbringt (1976) seine letzten Tage im Acapulco Princess Hotel. Auch für Johnny Weissmuller ist Acapulco die letzte Station. Seine letzten Jahre verbringt er im kleinen Rundhaus nahe des Pools auf dem Gelände des Hotel Los Flamingos.
1980 kehrt Gustavo Rojo für die Komödie REVENTON EN ACAPULCO (zu Deutsch: „Wilde Party in Acapulco“) zu Dreharbeiten zurück. „Schon in den Sechzigern änderte sich die Stadt immens, wurde immer kommerzieller. In den Achtzigern drehte ich dann diese Komödie. Zu der Zeit war schon nichts mehr vom Reiz des früheren Acapulco vorhanden. Zuletzt bin ich dort vor einigen Jahren gewesen. Zusammen mit meinen Kindern feierten wir Neujahr. Heute bevorzuge ich Cancun, Playa del Carmen, Los Cabos oder andere Badeorte Mexikos.“
Aus dem einstigen Paradies ist längst ein Ort des Massentourismus geworden. Vieles hat sich verändert. Hotel an Hotel prägt die weitläufige Bucht. Acapulco hat seinen Glanz verloren. Spätestens mit dem Tod Johnny Weissmullers 1984 endet das glamouröse Kapitel der Stadt. Weissmuller ist der Stadt als letzter der „Hollywood Gang“ treu geblieben. Sein Grab befindet sich auf dem Panteón Valle de la Luz Acapulcos.
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Acapulcos schönste Seite
           
Heute lebt die Stadt hauptsächlich von Kreuzfahrern und Wochenendbesuchern aus Mexico-City. Und vom Pauschaltourismus aus den USA. Noch immer gibt es fantastische Sonnenuntergänge. Schaukelt man dann sanft in der Hängematte, genießt die laue Brise vom Pazifik, die nach der Hitze des Tages die Haut kühlt und genießt einen Schluck eisgekühlter Margarita oder Piña Colada. Dann schwelgt man selbst in der Zeit, als Acapulco weltberühmt war. Die genannten Orte lassen sich immer noch besuchen. Die Klippenspringer und der Schauplatz La Perla wie auch die Palmenwäldern der Laguna Coyuca sind Zeugen vergangener Zeiten.
Für die Bereitstellung von Bildmaterial danken wir dem Hotel Mirador (Acapulco).
    
Mexico-City und Gustavo Rojo
 
Die Biografie „Gustavo Rojo – Abenteuer von Tarzan bis Winnetou“ berichtet über sämtliche Lebensstationen des spanischstämmigen Schauspielers. Erstmals wurden von einem deutschen Autor vor Ort die abenteuerlichen Epochen des mexikanischen Kinos mit Gustavo Rojo recherchiert. Darüber hinaus gelang es durch gewonnene Kontakte auch Rojos Stationen in Kuba, Peru und Chile nach zu verfolgen. Das neue Special „Mexico-City und Gustavo Rojo“ stellt den langjährigen Wohnort des Schauspielers vor. Ergänzt durch rare Einblicke in Produktionen, die in Mexico-City entstanden.
Bei der Arbeit an Rojos Biografie war relativ früh klar, dass auch seine Filme in Lateinamerika eine wichtige Rolle spielen müssen. Natürlich lässt sich dieses Ansinnen nicht von einem deutschen Schreibtisch oder in hiesigen Bibliotheken bewerkstelligen. Somit führte kein Weg an Recherchen in Mexico-City und darüber hinaus vorbei.
Als zusätzlicher Bonus in diesem Special kommen Bilder von Gustavos Wirken in ganz Lateinamerika zum Vorschein. 
 
Mexico-City
Metropole Mexico-City
  
Eine der größten Metropolen der Erde, gegründet 1325 von den Azteken unter dem Namen Tenochtitlán. Die Azteken (eigentlich hießen sie Méxica) ließen sich der Überlieferung nach aufgrund einer Botschaft ihres Gottes Huitzilopochtli an dem Ort nieder, wo sie einen Adler finden sollten, der auf dem Kaktus sitzend eine Schlange verspeist. Adler, Schlange und Kaktus bilden heute das Zentralmotiv der mexikanischen Flagge, über die weiter unten noch die Rede sein wird. Den Ort, den die Azteken fanden, lag auf einer Insel mitten in einem See. Strategisch äußerst günstig gelegen entstand die neue Stadt und breitete sich rasch durch Brücken und neu gewonnene Nutzflächen immer weiter aus. Gleiches galt für den Machtbereich der Azteken. 1519 änderte sich vieles, als der Spanier Hernán Cortés mit einigen hundert Männern an der Ostküste Mexikos landete und nach Tenochtitlán kam. Der Azteken-Herrscher hieß Moctezuma II. Die Neuankömmlinge mit ihren Feuerwaffen und Pferden hinterließen bei ihm Eindruck und in Cortés mutmaßte Moctezuma den weißhäuptigen, bärtigen Gott Quetzalcoatl, der einer alten Prophezeiung zufolge auf die Erde zurückkommen sollte. Die Spanier wurden deshalb zunächst freundlich in der mittlerweile 300.000 Einwohner zählenden Stadt empfangen, die es mit ihren prächtigen Bauten mit jeder damaligen europäischen Stadt aufnehmen konnte. Nach kurzer Zeit gerieten die nach Reichtümern gierigen Spanier mit den Azteken in Clinch. Cortés gelang es durch List, den Aztekenherrscher als Marionette für seine Machtansprüche zu instruieren. Trotzdem eskalierte die Situation. Der Azteke wurde von seinen eigenen Leuten gesteinigt. Unter hohen Verlusten flohen die Spanier in der für sie „traurigen Nacht“ (La Noche Triste) am 30. Juni 1520 aus der Stadt. Der Ausbruch einer Pockenepidemie, der auch der neue Aztekenherrscher Cuitláuac zum Opfer fiel, wodurch sich ein Klima der Instabilität im Aztekenreich ergab, verhalf den Spanier dem eigenen Untergang auszuweichen. Mit Unterstützung eines anderen Stammes, den Tlaxcalteken, griff Cortés im folgenden Jahr die Aztekenstadt an. Nach erbitterndem Kampf fiel im August 1521 Tenochtitlán. Die Kultur der Azteken wurde zu einem Großteil ausgelöscht. Die Spanier gründeten das Vizekönigreich Neuspanien und viele Siedler kamen aus Spanien nach Zentralmexiko. Auf den Trümmern Tenochititláns entstand eine neue Stadt. Seit 1535 wird sie Mexico-City genannt. Im Laufe der Jahre legten die Spanier den See schrittweise trocken. Auf den Fundamenten des Aztekenpalastes errichteten sie einen Palast für Cortés. 1551 eröffnete die erste Universität des Landes (UNAM). Die Kultur der Azteken konnte dennoch nicht völlig von den Eindringlingen verdrängt werden, auch heute noch ist das aztekische Vermächtnis in der Stadt sichtbar. Ende des 17. Jahrhunderts folgten die ersten Aufstände der Indianer gegen die spanischen Eroberer, denen auch der Palast Cortés zum Opfer fiel. 1810 begann der Unabhängigkeitskrieg, der 1821 mit dem Sieg der aufständischen Einheimischen endete. Dann sind es neue Eindringlinge, die US-Amerikaner, die die Stadt besetzten, bevor die französische Armee und Kaiser Maximilian die Regierung der Stadt (1863 bis 1866) übernahmen. Der vom mexikanischen Volk rechtmäßig gewählte Präsident Benito Juárez vertrieb die neuen Besatzer aus der Stadt und dem ganzen Land, Kaiser Maximilian I. wurde standrechtlich exekutiert.
 
Benito Juarez
Freiheitskampf in Mexiko
  
Von da an entwickelte sich die Stadt zu ihrer heutigen Form. Der Zócalo, der zentrale Platz vor der Kathedrale, dass Schloss Chapultepec, Coyoacán, San Ángel und die Basilika von Guadelupe, die „Jungfrau von Guadelupe“ ist Schutzpatronin der Stadt, stammen aus dieser Zeit. Die breite „Straße der Reformen“ verband schon zu Maximilians Zeiten Chapultepec mit der Innenstadt, heute ist sie die Hauptschlagader der Stadt.  
 
Schloss
Blick auf Schloss Chapultepec
 
Reforma
Die "Reforma" mit Siegessäule
 
Der weiche, sumpfige Untergrund und regelmäßige Erdbeben sind in vieler Hinsicht ungünstige Grundvoraussetzungen. In den Boden versunkene Kirchen und Wohnhäuser sind immer wieder ein Problem. Trotzdem wächst die Stadt über die Jahre. Heute ist die Stadt „unvorstellbar“ groß und birgt sämtliche Probleme einer Metropole. Aber sie ist auch ein Schmelzpunkt des Lebens und der Kultur.
 
Kathedrale
Kathedrale von Mexico-City
 
Im historischen Zentrum liegen die barocke Kathedrale, der „Palacio Nacional“ (Nationalpalast) von 1792, heute Regierungspalast des mexikanischen Präsidenten und auch berühmt durch Diego Riveras Wandmalereien, der „Palacio Municipal“ (Stadtpalast) von 1720, und der riesengroße Zócalo (auch „Platz der Verfassung“), übrigens der gleiche Ort, wo sich Moctezumas Palast befand.
 
Zocalo
Mexico-City's Zócalo
 
Innenhof
Innenhof des "Palacio Nacional"
 
Wandmalereien von Diego Rivera
 
Parlament
Historischer Parlamentssaal
 
Weitere Highlights der Stadt sind das monumentale Opernhaus Palacio de Bellas Artes (Palast der Schönen Künste), in dem Gustavo Rojo schon filmte, an der Ostseite des Alameda-Parks gelegen (wo auch ein Denkmal für Benito Juárez steht), das Weltklasse-Museum „Museo Nacional de Antropologia“ (Anthropologisches Nationalmuseum), der Plaza Garibaldi, wo Mariachi-Gruppen um die Wette musizieren, der Torre Mayor, das ehemals höchste Gebäude Lateinamerikas (182 Meter), der Chapultepec-Park mit dem gleichnamigen Schloss, die „grüne Lunge“ der heutigen Stadt, wo auch schon der Österreicher Maximilian residierte, oder die so genannten „schwimmenden Gärten“ von Xochimilco („Ort, wo die Blumen wachsen“), die seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Kaum ein anderes Stadtviertel erinnert so stark an die alte Stadt.
 
"Palacio de Bellas Artes"
 
Benito-Juárez-Denkmal
 
Patrouille im Alameda-Park
 
Azteken
Azteken-Kultur
 
Ein Pflichtbesuch für Besucher muss auch noch zur „Universidad Nacional Autónoma de México“ (UNAM) und der berühmten Bibliothek mit ihrem Natursteinmosaik mit Darstellungen aus der Geschichte und Kultur des Landes führen.
 
Universität
Universität mit Bibliothek
 
Die Cineteca Nacional, das mexikanische Filminstitut, befindet sich ebenfalls unter dem Dach der UNAM. Allerdings in einem anderen Stadtteil gelegen als die berühmte Bibliothek mit dem Mosaik. Um ins Filmzentrum zu gelangen, muss man sich abseits der Touristenpfade bewegen. Da auch keine der 175 U-Bahn-Stationen der Stadt in der Nähe liegt, führt ein Fußmarsch durch mehrere Straßen der Stadt zum Ziel. Vorbei am „Platz der drei Kulturen“, dem Hauptplatz der präkolumbischen Stadt Tlatelolco. Zeugnisse aus drei Epochen vereinigen sich dort: Aztekische Bauwerke, eine Barockkirche aus der spanischen Kolonialzeit und ringsherum moderne Gebäude.
 
Platz der drei Kulturen
Platz der drei Kulturen
 
Vorbei an immer wieder auftauchenden Kolonialgebäuden und Kirchen, an Märkten und Verkaufsständen an den Straßen. Nach einem Gang durch ein scheinbares Straßenlabyrinth steht man letztlich in der Av. Argentina y El Carmen und befindet sich dann auch schon in einem schönen kolonialen Gebäude mit hübschem Innenhof. Antonia vom Filminstitut begrüßt mich freudig und meint, ich sei der erste Deutsche, der in ihrem Hause recherchiert. Keine Frage, Gustavo Rojo ist ein bekannter Name für die Leute vom Filminstitut. Doch die Filmleute wollen wissen, warum Gustavo Rojo für die Deutschen interessant ist. Von Karl May hat verständlicherweise noch niemand gehört. Und dass die Deutschen Westernfilme produzierten, weiß auch niemand. Trotzdem ist die Hilfsbereitschaft groß. Die Recherchen nach Informationen und Bildmaterial werden gerne unterstützt. Innerhalb einer filmischen Interviewserie der UNAM gibt es auch einen Beitrag mit Gustavo Rojo. Dieser Film geriet zum Vorbild für das 2009er Interview mit dem Schauspieler (siehe Special „Filmdokumentation“).
 
Gustavo Rojo im Dokufilm 2009
 
In diesem Film werden Gustavos Erinnerungen an seine europäischen Arbeiten festgehalten. Zudem kommt er zu Wort zu seinen Aktivitäten in den „goldenen Jahren“ des mexikanischen Kinos (die Mexikaner sagen dazu „Época de oro del cine mexicano“), die dem Kino des Landes von der Mitte der dreißiger bis zum Ende der vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts eine Blütezeit bescherte. Diese einzigartige Schaffensphase brachte Filmstars wie Catinflas (international bekannt aus IN 80 TAGEN UM DIE WELT, 1956), Jorge Negrete (Lateinamerikas Entertainer Nr. 1), Pedro Armendáriz (bekannt aus BIS ZUM LETZTEN MANN, 1948, oder JAMES BOND 007 –LIEBESGRUESSE AUS MOSKAU, 1963), sowie Diven wie Dolores del Río und Maria Félix hervor. Recht bald stoßen auch Gustavo Rojo und sein Bruder Rubén dazu, sowie weitere Darsteller wie Katy Jurado (bekannt aus ZWÖLF UHR MITTAGS, 1952). Dazu kommen Regisseure wie Emilio Fernández oder Luis Buñuel, und Kameramänner wie Gabriel Figueroa, die Weltruhm ernten. Die Filmthemen des mexikanischen Kinos jener Zeit sind vielfältiger Art. Die Bandbreite reicht von Melodramen, Romanzen, Musicals, Komödien bis zu Abenteuer- und Horrorfilmen. Handwerklich erreichen die meisten Produktionen einen hohen Standard, der sich mit dem Groh der Hollywood-Produktionen messen kann.
 
Gustavo
Gustavo Rojo in Mexico-City
 
Die Biografie „Abenteuer von Tarzan bis Winnetou“ berichtet über die Filme Gustavo Rojos in Mexiko. Sie informiert außerdem über Rojos Filmdebüt zuvor in Kuba sowie seine Aktivitäten nach der Rückkehr in lateinamerikanische Gefilde ab Ende der 1960er Jahre.
 
Einige Schnappschüsse aus Gustavos Filmarbeiten in Lateinamerika (bitte entschuldigen Sie die Qualität des doch recht betagten Ausgangsmaterials) bieten nachfolgend einen kleinen Einblick in diese Phasen von Gustavo Rojos Werk.
 
CORTESANA (1947)
 
Cortesana 1
 
 
  
Cortesana 3
Sherlock Holmes und Dr. Watson?
 
Cortesana 4
Gustavo Rojo
 
Cortesana 5
Schwarm der Frauen
 
Cortesana 6
Der Rausch der Gefühle...
 
... endet hinter Gittern.
 
Cortesana 8
Dramatisches Ende
 
Cortesana 9
Happy-End oder nicht?
 
UN GRITO EN LA NOCHE (1949)
  
Film 
Gustavo Rojo (links) und Rubén Rojo
 
EL GRAN CALAVERA (1949)
 
Szene 1
Gustavo Rojo im schicken Anzug
 
Szene 2
Beim Essen
 
Szene 3
Im Blickfeld einer hübschen Frau
 
Szene 4
Rosario Granados: Gustavo Rojos damalige Verlobte
 
Szene 5
Im Film ist sie nicht für ihn bestimmt
 
Ende
In den Straßen von Mexico-City
 
YO QUIERO SER TONTA (1950)
  
Nr. 1
Der Traum vom Stierkampf
 
Nr. 2
Oder doch nicht?
 
DONA CLARINES (1950)
 
1
Maler Gustavo Rojo
 
2
... und die Frauen.
 
3
Gustavo Rojo
 
BORRASCA EN LAS ALMAS (1953)
 
Nr. 1
Einer von Gustavos persönlichen Lieblingsfilmen
 
Nr. 2
  
Nr. 3
Gustavo Rojo...
 
Nr. 4
... und María Elena Marqués
 
TEHUANTEPEC (1953)
 
Nr. 1
Tropische Kulisse
 
Nr. 2
Romantische Story
 
Nr. 3
Gustavo Rojo und Katy Jurado
 
LA SOBRINA DEL SENOR CURA (1954)
 
Nr. 1
Gustavo Rojo und Domingo Soler
  
Nr. 2
Gustavo Rojo und Silvia Derbez
 
SECRETARIA PELIGROSA (1955)
 
Vorspann
Vorspann eines rasanten Movies
 
Vorspann 2
Gustavo Rojo als Privatdetektiv
 
Sekretärin
Im Gespräch mit der gefährlichen Sekretärin
 
DESNÚDATE, LUCRECIA (1957)
  
Vorspann
Amouröse Aussichten
   
Bitte nicht
Oder doch nicht?
 
Oder doch?
Oder doch?
 
HERMANOS DE SANGRE (1972)
 
Western 1
Western in Mexiko
 
Western 2
Gustavo Rojo als Martin
 
Western 3
Drama um ein Geschwisterpaar
 
DESTILANDO AMOR (2007)
  
Destilando Amor
Gustavo Rojo als Rechtsanwalt "Néstor Videgaray"
    
Destilando Amor 2
Gustavo Rojo und seine Tochter Ana Patricia (links)
 
Sein Filmdebüt erlebte Gustavo Rojo allerdings in Kuba. Eine Filmrarität aus dem Jahr 1938. 
  
Kuba 1938 
Zeitgenössisches Kuba
 
Schwester
Hauptrolle: Gustavos Schwester Pituka De Foronda
 
Debüt
Gustavos Debütszene im Filmgeschäft
 
Comeback in Lateinamerika 1970:
  
Natasha 
Telenovela aus Peru
 
Natasha 2
Bunte Bilder...
 
Natasha 3
... und eine moderne Einbauküche
 
Prost
Eine Affäre...
 
Kuss
mit einer Dame der besseren Gesellschaft.
 
Kuss 2
Leidenschaft...
 
Kuss 3
ohne Liebe.
 
Natasha
Die wahre Liebe findet sich woanders.
 
Natasha
Gustavo Rojo und "Natacha" Ofelia Lazo
  
Nachdem Gustavo Rojo Mexiko-Erfahrung vorzuweisen hatte, durfte er in der Karl-May-Filmreihe der sechziger Jahre mitwirken. Seine ausführliche Meinung über die Filme gibt er in seiner Biografie preis. Das die beiden Karl-May-Filme nicht im mexikanischen Kino bestanden hätten, ist nicht nur darauf zurück zu führen, dass die Chichimec-Indianer wie Apachen-Indianer ausschauen. Jeder stolze Mexikaner hätte nach gut zwanzig Minuten seine Stimme erhoben. In Mexiko wäre wahrscheinlich die Vorführung des Filmes augenblicklich gestoppt worden. Bei den Szenen „Lager Juarez“, gedreht in der Festung Kravica bei Trebinje, passierte das Malheur.
 
Flagge 1
Das Missgeschick: Verkehrt gehisste mexikanische Flagge!
 
Flagge 2
Hier stimmt es.
 
Flagge 3
Unglaublich: Präsident Juárez vor der falsch gehissten Flagge
 

Mexiko und Gustavo Rojo

Reisebericht von einem Trip in die mexikanische Sierra Nevada

Gustavo Rojo
Fast zwölf Stunden sind vergangen, als der Flieger endlich über dem unendlich erscheinenden Häusermeer der Millionenmetropole Mexiko-City zur Landung ansetzt. Zurück in einem Land, das ich mittlerweile aufgrund seiner freundlichen Menschen, seines Flairs und seiner Landschaften liebe.
„Sie sind herzlich eingeladen“, sagte Gustavo, als er von den Plänen zu dem Musical LA CAGE FOLLES (Ein Käfig voller Narren, 2003) berichtete. Ein Stück, das er schon früher mit Erfolg in der mexikanischen Hauptstadt und bei einer Tournee durch das Land gespielt hatte. Ich wollte ihn, Gustavo Rojo, einen meiner Lieblingsschauspieler, schon immer einmal live bei seiner Arbeit erleben, etwas, was mir nicht bei allen meinen bevorzugten Schauspielern aus den großen Filmjahren vergönnt gewesen ist. Dass ich dadurch einen Freund wieder sehen konnte, war ein weiterer Grund, die Reise ins Land der Azteken und Mayas erneut anzutreten. Auch der Aufführungsort des Musicals konnte mich von diesem Plan nicht abhalten: Monterrey, Industriestadt, im Norden Mexikos gelegen, am Fuße der Sierra Nevada.
Als ich mich auf den Weg zum Weiterflug mache, meint der Taxifahrer bei meinem Reiseziel: „Monterrey: Sonne und Hitze“. Wie schön, der Wüstentrip kann beginnen. Doch schon beim Landeanflug weiß ich, dass das bislang gute mexikanische Wetter nicht mehr mitspielt. Es ist halt Regenzeit. Die turbulente Landung durch ein Wolkenmeer bringt kräftigen Regenfall. Es schüttet „wie aus Eimern“. Fortlaufend! Die Fahrt mit dem Taxi durch eine von Industrie geprägte Stadt bringt einen anderen Eindruck von diesem Land abseits der bekannten Touristenwege. Es regnet weiterhin stark, der Wagen durchquert riesige Wasserpfützen. Ich für meinen Teil hoffe, dass beim Durchqueren zumindest das Wageninnere trocken bleibt und der Kofferraum nicht geflutet wird. Der Taxifahrer prescht unbeeindruckt von diesen Hindernissen über die Straße und nimmt mir den letzten Rest von Hoffnung, als er von dem seit Tagen anhaltenen Regen und den auch trüben Aussichten spricht.
Doch bald ist der Regen für mich verflogen: Im Hotel angekommen – der Legende nach soll Pancho Villa einmal mit dem Pferd eingeritten sein -, gibt es ein herzliches Wiedersehen mit Gustavo Rojo. Schon beim gemeinsamen Mittagessen stelle ich wieder einmal fest, wie ungemein populär er ist. Autogrammwünsche werden an ihn herangetragen, eine Gruppe junger Mexikanerinnen feiert ihren großen Star mit Applaus und Küsschen. Von überall interessierte, freundliche Blicke. Die Persönlichkeit von Gustavo Rojo ist beeindruckend. Er, der quasi überall auf der Welt im Filmgeschäft tätig war, ob in Hollywood, Italien, Deutschland und natürlich den spanischsprachigen Ländern, kann zweifelsohne als Weltmann bezeichnet werden.
Für mich selbst ist es eine Herrlichkeit, wieder einmal Gustavo persönlich sprechen zu können. Ein echter Gentleman! Und in den nächsten Tagen werde ich Gelegenheit haben, ihn bei einigen seiner Auftritte begleiten zu dürfen.
Bei der Eröffnung einer Schauspielschule etwa lerne ich zahlreiche Menschen kennen, die begeistert davon sind, dass der „große Gustavo Rojo“ sich die Ehre gibt. Erfreulich, dass auch die jungen Mexikaner von ihm angetan sind. Die Freude ist groß! Bemerkenswert ebenfalls, mit welcher Freundlichkeit ich empfangen werde. Man fühlt sich als große Familie. Der Direktor der lokalen Schauspielervereinigung empfängt uns stolz in seinem Büro.
Heute lerne ich auch Leopoldo Falcón kennen, neben Gustavo Hauptdarsteller in dem Musical. Er kommt aus Mexiko-City, ist ebenfalls sehr sympathisch und immer zu Späßen aufgelegt. Mit einem VW Polo, den insgesamt fünf doch nicht kleine Personen besteigen, geht es dann zum nächsten Termin, dem Dreh einer kurzen Werbeaufnahme vom Musical fürs Fernsehen. Nachdem wir es geschafft haben, wieder heil und unversehrt auszusteigen, stehe ich erstmals vor dem schönen, historischen Theaterbau, der das Muscial beherbergt: Teatro Ma. Tereza Montoya. Gustavo stolz: „Mit ihr habe ich noch Theater gespielt.“
Cover Programm
Cover Programmheft
LA JAULA DE LAS LOCAS, so der spanische Titel des Musicals, präsentiert neben den beiden Hauptdarstellern ausschließlich jugendliche Schauspieler bzw. Talente aus der hiesigen Gegend. Für die Nachwuchsmimen ist es natürlich eine große Sache, mit einem Star wie Gustavo Rojo auf der Bühne zu stehen und von ihm lernen zu können. Auch hier trifft man auf eine große, zusammengewachsene Familie. Noch vor dem Dreh der TV-Spots wird Gustavo, auf den Publikumsrängen sitzend, wieder interviewt. Im Anschluss gibt es verschiedene Szenen für die Fernsehleute zum Aufnehmen. Schon jetzt merke ich, dass es sich hier um ein Stück mit Temperament handelt. „Warten Sie erst die richtige Aufführung ab“, meint Gustavo Rojo. Ja, und besonders auch auf seine Gesangsbeiträge, die jetzt leider noch nicht anstehen, freue ich mich schon. Sein früheres Mandolinen spielt für mich ist mir in den Ohren geblieben – er kann es übrigens heute noch!
Monterrey
Gustavo Rojo und Leopoldo Falcón im Mittelpunkt des Geschehens
Nach dem Abdrehen der Fernsehtrailer, in denen ich mich nach Anweisungen des „Regisseurs“ Gustavo Rojo auch als „Publikum“ wieder finde, geht es zurück zur Schauspielschule. In der Aula wird an dem Abend eine Travestieshow präsentiert, und Gustavo ist als Ehrengast geladen. Was uns erwartet? Eine Spitzenshow, die internationalen Maßstäben gerecht wird. Keine billigen Auftritte, sondern Künstler von Klasse. Am Ende überreicht mein erneut gefeierter Gastgeber auf der Bühne einen Ehrenpreis, und es ist weit nach Mitternacht, als wir wieder im Hotel ankommen. Anstrengend dieser Tag, aber ein wunderbares Programm mit Gustavo Rojo.
Dann endlich kommt der Tag der Musicalaufführung (gespielt wurde in dieser Zeit von Freitag bis Sonntag). Zwischenzeitlich hat der Dauerregen aufgehört, und es ist richtig heiß geworden. Am Abend betreten wir gemeinsam das noch leere Theater, doch hinter der Bühne ist es schon hektisch. Die Atmosphäre ist jedoch freundlich. In der Garderobe empfängt Gustavo Rojo zwei junge Zeitungsreporter zu einem Interview und bereit sich danach auf die Aufführung vor. Der Saal hat sich nun doch recht gut gefüllt. Das Musical läuft bereits einige Monate und ist weit über die gesteckten Erwartungen erfolgreich. Das Publikum reicht vom Teenager bis zur Großmutter, doch im Gegensatz zu deutschen Musicals gilt hier eine weniger zwanghafte Kleiderordnung. Andere Länder, andere Sitten! Pünktlich hebt sich der Vorhang, und die Show startet. Ein Traum wird wahr! Erst recht, als Gustavo Rojo auf der Bühne erscheint. Noch mehr, als er seinen ersten Gesangsauftritt, zusammen mit Leopoldo Falcón, Cancion de la Playa (zu Deutsch: Strandlied), zum Besten gibt. Er hat nichts verlernt.
Ausgezeichnete Schauspieler, gute Choreographie und die temperamentvolle Geschichte lassen die Aufführung schnell, viel zu schnell, vorübergehen. Gustavo Rojo in der Rolle des George ist oftmals auf der Bühne und zeigt sich in unterschiedlichen Kostümen. Und wenn Gustavo mit der jungen deutschstämmigen Claudia Kistler tanzt, erscheint es mir so, als sei die Zeit von damals stehengeblieben. Man merkt ihm das Alter nicht an. Als sich der Vorhang zum letzten Male senkt und die Schauspieler zum x-ten Male bei tosendem Applaus heraustreten, weiß ich: Diesen Abend werde ich niemals vergessen.
Programmheft
Besetzung Musical
Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, sitze ich wieder in Deutschland. Geblieben ist die einmalige Erinnerung an eine besondere Bühnenaufführung und an Gustavo Rojo, einen der nettesten Menschen, denen ich jemals begegnet bin.
aus "Karl May & Co. Nr. 91" (März 2003) von Reiner Boller
 

Radebeul und Gustavo Rojo

Gustavo Rojo beim Karl-May-Fest 2004 – 30. Juli bis 1. August

 
Stargast beim Karl-May-Fest
 Programm
 
Programm 2
Programmflyer
Das Karl-May-Fest 2004 in Radebeul ist bis dato der letzte Deutschland-Besuch von Gustavo Rojo. Radebeul, die schön gelegene Stadt in der Lößnitz und auch Sächsisches Nizza genannt, war lange Jahre Wohnsitz von Karl May. Mays Villa beherbergt heute das Karl-May-Museum. Auf dem Friedhof Radebeul-Ost wurde der Erfinder von „Winnetou“ und „Old Shatterhand“ beigesetzt.
Für Gustavo Rojo erfüllte sich mit dem Besuch der Karl-May-Stadt ein lang ersehnter Herzenswunsch (siehe Biografie „Abenteuer von Tarzan bis Winnetou“). Begeistert hatte Rojo somit schon Anfang des Jahres sein Interesse an einer Teilnahme am Fest signalisiert, allerdings verbunden mit der Einschränkung ggf. wegen Filmarbeiten vielleicht doch verhindert zu sein. Gut zwei Wochen vor der Veranstaltung ist Gustavo Rojo optimistisch, seinen Herzenswunsch erfüllen zu können.
Als mir Gustavo Rojo und Tochter Alejandra, seine charmante Reisebegleitung, am Mittag des 30. Juli auf dem Frankfurter Flughafen gegenüberstehen, sind auch meine letzten Bedenken endlich verschwunden. Weiter geht es mit dem Flugzeug nach Dresden, dort am Terminal gibt es – nach 39 Jahren – das erste Wiedersehen mit Filmpartnerin Marie Versini. Die französische Schauspielerin ist sichtlich glücklich, Gustavo wieder zu sehen. Am Abend im Karl-May-Museum können die Gäste des Festes am Rande der Western-Grill-Party „Mit Feuerwasser am Lagerfeuer“ erstmals den aus dem fernen Mexiko angereisten Stargast bewundern. Gustavo Rojo ist überrascht, dass ihn das deutsche Publikum tatsächlich noch nicht vergessen hat. Trotz der langen Anreise von Lateinamerika genießt er das Westernflair im Garten der Villa Shatterhand.
Westernparty
"Mit Feuerwasser am Lagerfeuer": Gustavo Rojo und Marie Versini
Westernparty 2
"Mit Feuerwasser am Lagerfeuer": Gustavo Rojo mit Tochter Alejandra
Offiziell begrüßt wird Rojo am nächsten Morgen im Tagungsort, dem Steigenberger Parkhotel. „Willkommen zum 12. Karl-May-Fest“ heißt es für den „Träger des berühmten Namens“ aus den Karl-May-Filmen, dessen Leben durchaus von Karl May ersonnen sein könnte. Die rund 150 Besucher des Festes nehmen den Besucher, der an einem der Schauplätze Karl Mays lebt, herzlich in ihren Reihen auf. Fotos werden gemacht, Autogramme gesammelt und Raritäten getauscht. Gustavos herzliches Lächeln, unvergessen schon aus den Karl-May-Filmen, ist ein besonders schönes Fotomotiv.
Autogramme
Ein Autogramm vom Stargast
Rarität
Gesuchtes Sammelstück (Dank an Erich Hammerler)
Am Nachmittag macht sich der frühere „Winnetou“-Darsteller auf ins Karl-May-Museum. Begleitet von seiner Tochter und dem früheren Kollegen Chris Howland, der ebenfalls Gast des Festes ist, betritt Gustavo Rojo mit „freudigem Herz“ die Welt Karl Mays. Dem Museum ist der prominente Besuch natürlich eine Sonderführung wert. Gustavo und die anderen Gäste sehen aus nächster Nähe die Insignien der Fantasiewelt Karl Mays. Rojo posiert stolz neben den berühmten Gewehren Karl Mays, bewundert den Schreibtisch, an dem die im Wilden Westen, Orient oder Mexiko spielenden Geschichten entstanden. Interessant für ihn ist auch die Büchersammlung des Autors und er wirft einen Blick in vorhandenes Kartenmaterial. Ein emotionaler Höhepunkt für Gustavo, wie er heute noch mit Freude berichtet.
Im Karl-May-Museum
Im Karl-May-Museum: Gustavo Rojo und Chris Howland
Ein anderes Highlight der Veranstaltung ist die große „Karl-May-Nacht“. Das Programm mit zahlreichen Gästen aus der Karl-May-Szene ist kurzweilig in Szene gesetzt. Der prominente Gast wird mit einigen Filmausschnitten vorgestellt. Unter großem Applaus betritt Gustavo Rojo anschließend zum Interview die Bühne. Der deutschen Sprache ist er immer noch mächtig. Mit der Verleihung des Scharlih, der vom Bildhauer Wilfried Fitzenreiter entworfenen Statuette, erfolgt die verdiente Auszeichnung für fünf wunderbare Auftritte in der Karl-May-Filmreihe und der Darstellung des „Winnetou“ bei den Berliner Bühnenaufführungen. Nach den Programmpunkten genießt der Stargast wie alle anderen Gäste das „Orientalische Buffet wie im Palast des Padischah“. Zeit für Gespräche und die Erfüllung weiterer Autogrammwünsche bleibt ebenfalls.
Karl-May-Nacht
Karl-May-Nacht: Gustavo Rojo und Marie Versini
Am nächsten Morgen steht der abschließende Programmpunkt, die Aufführung des Filmes DURCHS WILDE KURDISTAN, im Dresdner Kino Schauburg an. Wieder empfängt die Karl-May-Gemeinde mit Ovationen ihren Star im Lichtspieltheater. Gustavo Rojo reitet nun auf großer Leinwand vor seinem Publikum, kämpft spektakulär an der Seite Lex Barkers gegen die Bösewichter und schließt am Ende des Filmes seine Partnerin Marie Versini in die Arme. Wie schön, dass beide sowie Chris Howland im Kino anwesend sind (zu Gustavos großem Bedauern musste Regisseur Franz-Josef Gottlieb kurzfristig seine Teilnahme absagen). Nochmals wird Gustavo Rojo auf die Bühne gerufen und gibt ein Statement von seinen Gefühlen kund.
Kino
Im Kino: Gustavo Rojo und Alejandra
Die Stunden auf dem Karl-May-Fest sind schnell vorübergegangen. Gustavo Rojo bleiben sie in bester Erinnerung. Noch ein kurzer Abstecher zur Dresdner Frauenkirche und ans Elbufer, dann endet auch schon Gustavos Kurzvisite im „Lande Karl Mays“. Am Flughafen heißt es auch wieder Abschied nehmen von Marie Versini und Chris Howland. Der bald 80-Jährige reist über Spanien zurück nach Mexiko, wo neue Filmaufnahmen für die laufende Telenovela anstehen.
Dresden
Besuch der Frauenkirche in Dresden
Zum Abschluss noch den Machern des Karl-May-Festes, Michael Petzel und Thomas Winkler, ein Dankeswort. Ohne ihre Initiative hätte es den Deutschland-Trip von Gustavo Rojo nicht gegeben.
 
 
 
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